Wir haben bereits darüber gesprochen, dass Stress nicht gleich Stress ist – es gibt den positiven Eustress und den belastenden Distress. Doch was genau passiert eigentlich in uns, wenn wir „gestresst“ sind, und warum hat Stress so oft ein negatives Image?
Dein Körper im Alarmzustand: Ein uralter Mechanismus
Wenn Du in eine Stresssituation gerätst, schaltet Dein Körper in einen uralten Überlebensmodus. Er schüttet vermehrt Hormone wie Adrenalin und Kortisol aus, Dein Blutdruck steigt, Deine Muskeln spannen sich an – Du bist blitzschnell bereit für „Kampf oder Flucht“. Für unsere Vorfahren war diese Reaktion überlebenswichtig, um auf reale Gefahren wie ein wildes Tier reagieren zu können.
Heute sind die „Säbelzahntiger“ meist anderer Natur: die Sorge um den Arbeitsplatz, Beziehungsprobleme, finanzielle Ängste oder die ständige Erreichbarkeit durch unsere digitale Welt. Obwohl diese modernen Stressoren selten eine unmittelbare körperliche Bedrohung darstellen, reagiert unser Körper oft noch mit dem gleichen Alarmprogramm. Das Problem: Wir können selten einfach weglaufen oder kämpfen, und so bleibt die angestaute Energie im System und kann auf Dauer belasten.
Die Stressfalle in der Leistungsgesellschaft
Es ist ein Paradox unserer Zeit: Obwohl die durchschnittliche Arbeitszeit tendenziell sinkt, nehmen psychische Belastungen wie Depressionen, Angst- und Erschöpfungszustände rasant zu. Woran liegt das? Wir leben oft in einer Gesellschaft, die permanent Leistung fordert und in der selbst freie Minuten schnell mit neuen Aufgaben oder dem Anspruch an Selbstoptimierung gefüllt werden, anstatt sie für echte Erholung und Entspannung zu nutzen. Dabei ist längst bewiesen: Glückliche, ausgeglichene und entspannte Menschen sind deutlich widerstandsfähiger gegenüber Krankheiten!
Stress: Ein Gefühl des Ungleichgewichts und seine Folgen
Stress ist im Kern oft ein Ausdruck für eine wahrgenommene Belastung und Anspannung des gesamten Organismus. Er entsteht, wenn Du das Gefühl hast, dass die an Dich gestellten Anforderungen – seien sie äußerer oder innerer Natur – Deine persönlichen Kräfte und Bewältigungsmöglichkeiten übersteigen. Du fürchtest vielleicht negative Konsequenzen, fühlst Dich der Situation nicht gewachsen, und genau diese Wahrnehmung kann den Stresspegel weiter in die Höhe treiben. Interessanterweise muss dieses Ungleichgewicht objektiv gar nicht immer bestehen – Deine subjektive Empfindung ist hier entscheidend.
Die vielen Gesichter des Stresses im Alltag
Stressauslöser lauern überall: Arbeitslosigkeit oder die Angst davor, Existenzsorgen, chronischer Schlafmangel, Lärm, ständige Über- oder auch Unterforderung, Einsamkeit, Zeitdruck, ungelöste Konflikte oder die tiefsitzende Angst, zu versagen. Ein sehr moderner Stressfaktor ist auch der Druck, unsere Freizeit ständig für unser „Wohlgefühl“ optimieren zu müssen: Nach der Arbeit schnell zum nächsten Wellness-Termin hetzen, dann noch zum Power-Yoga oder ins Fitnessstudio – und dabei die echte, tiefe Entspannung vergessen.
Selbst freudig erwartete Ereignisse wie Feiertage oder der lang ersehnte Urlaub können sich in puren Stress verwandeln. Hohe Erwartungen, das Bedürfnis nach perfekter Harmonie und der Zwang, alles „richtig“ machen zu wollen, führen dann oft zu Hektik, Streit und Enttäuschung statt zu Freude und Erholung.
Höre auf die Signale Deines Körpers: So erkennst Du Dauerstress
Wenn Stress zum Dauerzustand wird und keine ausreichenden Phasen der Ruhe und Entspannung folgen, kann er Dich sowohl psychisch als auch physisch krank machen. Achte auf typische Warnsignale Deines Körpers und Deiner Seele:
- Kopfschmerzen, Migräne
- Ein- und Durchschlafstörungen
- Muskelverspannungen (Nacken, Schultern, Rücken)
- Magen-Darm-Beschwerden (Bauchschmerzen, Reizdarm, Sodbrennen)
- Erhöhte Infektanfälligkeit, Allergien
- Innere Unruhe, Nervosität, Gereiztheit bis hin zu Aggression
- Anhaltende Müdigkeit, tiefe Erschöpfung
- Konzentrationsschwierigkeiten, Vergesslichkeit
- Gefühle von Überforderung, bis hin zu Burnout oder Depression
Langfristig überreizt Dauerstress lebenswichtige Systeme Deines Körpers. Dein Immunsystem wird geschwächt, das Herz-Kreislauf-System (Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen), die Muskulatur und sogar die Verdauung werden in Mitleidenschaft gezogen. Im schlimmsten Fall können ernste Erkrankungen wie Diabetes oder ein Herzinfarkt die Folge sein.
Es ist also unerlässlich, diese Signale ernst zu nehmen und aktiv für Ausgleich zu sorgen. Denn ein Leben in Balance ist die Grundlage dafür, endlich glücklich zu sein.
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